Was haben wir gestern alles überlegt und berechnet. Der lange Anstieg, die nicht einschätzbaren Downhills, der unsichere Gesundheitszustand und nicht wirklich ausufernd klingenden Zeitlimits haben uns schon ein wenig skeptisch gemacht. Und so – vielleicht auch zusammen mit dem guten, späten Essen gestern abend – war die Nacht für uns alle recht unruhig. Auch für Tabitha und Thibaud, aber der nette Abend zusammen und diese Skepsis haben uns als Team ein ganzes Stück zusammen wachsen lassen. So haben wir es auch zum ersten Mal zum gemeinsamen Start-Foto geschafft. Zusammen mit Fred, dem netten unverwüstlichen Campschlaf-Runner aus Recklinghausen. 😉
Begonnen hat der Tag allerdings wie immer mit der Behandlung von Hems. Diesmal hat er auch bei mir ein wenig Hand angelegt, um mit einem Tape die etwas schmerzende Plantar-Sehne zu entlasten.
Punkt 8:00 Uhr fiel dann der Startschuss und nach 4 flachen Kilometern ging es direkt in einen steilen Single-Trail für den ersten Anstieg über 600Hm. Da sind wir in einer langen Schlange unterwegs gewesen, was zwar einerseits mit den Gesprächen, Späßen und gemeinsamen Liedern unterhaltsam war, aber uns doch ein klein wenig gebremst hat.
Bergab und dann viele, viele Straßenkilometer durchs Tal nach Bruneck hat Frank dann richtig Tempo gemacht und ist fast ausschließlich gelaufen. So haben wir den VP1 mit 45 Minuten Vorsprung aufs Zeitlimit und VP2 mit über 1:30 Zeitpuffer erreicht. Und dann ging es los: 1200Hm Anstieg über Forstwege und später Singletrails hoch zum Kronplatz.
Ich hatte im Tal etwas zu viel Zeit am VP verbracht und dann noch offene WLANs gesucht, um die 2 News endlich online stellen zu können. So musste ich dem schnell steigenden Frank ganz schön hinterhereilen. Zwischendurch habe ich ein paar Läufer motiviert (und mit exakten Höhendaten und einigen Zeitschätzungen versorgt), die teilweise alleine unterwegs waren oder Angst vorm Zeitlimit hatten. Mittlerweile sind von fast 300 gestarteten Teams 20/25% nicht mehr in der Wertung (einige laufen allerdings als „Individualläufer“ weiter).
Frank war nicht nur Lauf-technisch sehr gut drauf: Mit Sprüchen wie „Ich fräse hier den Berg weg.“ und natürlich den anderen Läufern um uns herum („Hello again, Benny!“) war der Aufstieg sehr unterhaltsam und ging auch relativ schnell vorbei.
Oben auf dem Kronplatz gab es neben toller Aussicht auch vom GORE-Team ein „Erdinger alkoholfrei“ zur kurzen Erfrischung. Kurz runter ging es dann noch zum VP3, wo es auch das von Frank bestellte Gipfel-Brötchen gab („Ich will alles drauf: Käse, Schinken, Wurst!“ – ok…).
Das hat sich mein Meister-Improver Frank auch verdient – denn auch die letzten 7 Kilometer bis ins Ziel beim eigentlich verhassten Downhill liefen richtig gut, zügig und quasi ohne Gehpausen. Respekt!
Im Ziel schien die Sonne und wir verbrachten das „2-Stunden-vor-Zeitlimit“ feiernd einige Zeit auf dem Marktplatz von Sankt Vigil. Endlich waren auch Beate und Anja von SZIOLS auf der Expo und neben dem sehr netten Wiedersehen ist meine Brille nun auch wieder „renoviert“ und ich bin mit einer richtig stylishen Ausgehscheibe ausgestattet. Irgendwie ist das hier beim Trailrunning doch wie eine große Familie…
Kurz im Hotel bin ich dann direkt wieder los, um für uns alle Kuchen zu holen. Auf dem Weg zum Bäcker bin ich die letzten 400 Meter der Laufstrecke gegangen und durfte die letzte einlaufende Läuferin (aus Großbritannien, leider mit Knieproblemen) noch kurz im Gespräch und mit einem Versprechen motivieren: „ICE CREAM“. Geht also nicht nur mir so. 😉
Nach dem gemeinsamen Kaffee und Kuchen und ein wenig Diskussion über den „Schlachtplan“ unserer beiden Teams mit doch immer größeren Verletzungs-/Schmerz-Handicaps bin ich noch in die Sauna das Hotels gegangen und habe dann draußen auf der Liege mit Bergblick kurz relaxt.
Dann ging es zur Pasta-Party, ins Pressezentrum und mit dem „Pasta-Lieferservice“ für Tabitha zurück in unser schönes, gemeinsames Appartement. Schön „an sich“, denn wie bemerkte Frank schon so richtig: „Wir sind erst 2 Stunden hier – und es sieht schon aus wie im Krieg.“ Aber wir fühlen uns wohl und es muss auch etwas funktional sein, so kurz wie wir nur hier sind.
Morgen wird es nochmal Hammer-hart, aber bei hoffentlich halbwegs gutem Wetter auch Hammer-schön: Zwischen zwei langen, steilen Anstiegen (und damit auch Downhills) liegt der Prager Wildsee. Ich bin arg müde, aber körperlich noch sehr fit und freue mich auf morgen!