laufen.de/“aktiv laufen“ hat tagesaktuell online über unsere Erlebnisse berichtet sowie anschließend ein Interview mit uns durchgeführt. Dieses Interview wird in der kommenden Ausgabe von „aktiv laufen“ (www.aktiv-laufen.de) ab dem 10. Oktober im Rahmen einer eine achtseitigen Story abgedruckt.
Vorab hier das Interview:
Acht Tage und noch mehr Nächte laufen und leiden, essen, trinken und schlafen die Teilnehmer des Gore Tex Transalpine-Run zusammen. Das übersteht man nur, wenn man ein starkes Team ist. Wir haben Frank Eickmann und Jens Meyer nach dem Rennen getrennt voneinander befragt.
Nach drei Nächten im eigenen Bett: was war das schönste daran, wieder zuhause zu sein?
Jens Meyer: Natürlich das Wiedersehen mit meiner Frau. Die täglichen Telefonate waren abends meist etwas zu kurz.
Frank Eickmann: Ganz ehrlich: statt neben Jens wieder neben meiner Frau zu liegen…
Was haben Sie am meisten vermisst?
Meyer: Für mich war der Transalpine-Run wieder eine „andere Welt“ eine „Traumzeit“ fernab vom normalen Leben, so dass ich dort eigentlich nichts vermisst habe.
Eickmann: Ich habe in den 8 Tagen tatsächlich nichts vermisst!
Ganz spontan: der schönste Moment in acht Tagen Transalpine-Run?
Meyer: Die Gipfelüberquerung am Tag 4 über den „Fuorcla Champatsch“ an unserem fast „filmreifen Tag“. Der tolle Ausblick nach dem langen Anstieg, die Sonne – da musste ich einfach laut schreien.
Eickmann: Die letzte Verpflegungs- und Kontrollstelle der letzten Etappe, da sind wir fünf Minuten vor dem Zeitlimit eingetroffen. Da wusste ich: wir haben es geschafft!
Jeder würde zwei Teilnehmern, die als Team starten wollen, raten: prüft euch vor dem Rennen, passt ihr zusammen und zwar menschlich und sportlich? Jens, Sie waren schon zum dritten Mal dabei und im vergangenen Jahr Zehnter (!) der Männer-Wertung. Frank, Sie hatten nur ein Ziel – vor dem Zeitlimit bleiben und durchkommen. Wie haben Sie den „ungleichen“ Partner empfunden?
Meyer: Ich wusste, dass Frank deutlich langsamer läuft als ich. Wir hatten von Anfang an unser Ziel festgelegt, gut und gesund in Latsch anzukommen – und jegliche Tempo-Ambitionen ausgeschlossen. Ehrlicherweise musste ich einige Male schlucken, als es nach dem Sturz von Frank am ersten Tag dann doch noch langsamer als erwartet voranging und wir oftmals mit dem Zeitlimit kämpfen mussten. Aber eine Team-Auflösung, wie sie bei anderen zu sehen war, kam für mich natürlich überhaupt nicht in Frage. Das Besondere am Transalpine ist ja der Team-Charakter und wenn man eine Absprache getroffen hat, muss man auch dazu stehen.
Eickmann: Das „ungleich“ bezieht sich ja nur auf die Leistungsfähigkeit, ansonsten haben wir durchaus einiges gemeinsam und auf Anhieb gut verstanden. Ich habe Jens im Vorfeld klar gemacht, dass wir nur zusammen Spaß haben können, wenn er bereit ist, sich 8 Tage lang auf mein Leistungsniveau zu reduzieren. Er hat das nicht nur akzeptiert, sondern während der ganzen Tour einen bärenstarken Job als Teampartner gemacht. Er hat nie Druck gemacht, war mir immer eine Hilfe und mich gezogen, wenn es nötig war.
Wann sind Sie besonders auf den Teampartner angewiesen gewesen?
Meyer: Am vorletzten Tag hat mir das Team sehr geholfen, trotz aufkommender Müdigkeit, Halsschmerzen und Husten wieder auf die Strecke zu gehen. Einen normalen Wettkampf wäre ich nicht angetreten.
Eickmann: Es gab häufig Momente, in denen ich mich gefragt habe: bin ich gerade überhaupt schnell genug? Irgendwann sagte Jens dann (meistens jedenfalls…): alles im Lot! Dann war ich beruhigt.
Gab es irgendwann einmal Zweifel daran, dass ihr es als Team schaffen werdet?
Meyer: Ja, ehrlicherweise am ersten (und teilweise am zweiten) Tag und dem doch recht heftigen Kampf mit dem Zeitlimit.
Eickmann: Bei mir in den 15 Minuten des Briefings für die dritte Etappe, als uns das härteste Teilstück in neun Jahren Transalpine-Run angekündigt wurde. Danach nie wieder.
Ihr wohnt mitten im Ruhrgebiet, für Kohlehalden, aber nicht gerade für seine hohen Berge bekannt. Wie bereitet man sich als Flachländer auf so ein extremes Rennen in den Alpen vor?
Meyer: Gar nicht richtig. Ich habe wöchentlich lange Läufe aus der normalen Marathon-Vorbereitung gemacht – und im Urlaub jeden Berg mitgenommen, der in der Nähe war.
Eickmann: Wie immer kommt es darauf an, welche sportlichen Ziele man verfolgt. Natürlich ist eine ordentliche Grundlagenausdauer wichtig, als Flachländer muss man hauptsächlich die Muskulatur, Bänder und Gelenke auf das oft kilometerlange Bergablaufen vorbereiten. Da trennt sich die Spreu vom Weizen. Ich war vier Wochen vor dem Rennen eine Woche in den Bergen, um das Bergablaufen zu üben.
Was ist die größte Schwierigkeit in der Vorbereitung
Meyer: Einmal der große Zeitaufwand, wenn man es richtig und intensiv betreiben will. Und natürlich die geografische Lage, wenn es einfach keine hohen Berge in der Umgebung gibt.
Eickmann: Mir fehlt die Stabilität der Bänder in den Sprunggelenken, das ist schon mal eine denkbar ungünstige Voraussetzung. Die Kunst besteht darin, es bergab einfach laufen zu lassen, dann ist man erstens schneller, zweitens ist es nicht so anstrengend und drittens nicht so belastend für die Muskulatur und Gelenke. Also in der Theorie ganz einfach…
Ihr seid beide erfahrene Läufer, habt schon viele Rennen absolviert. Wo ordnet ihr den Transalpine-Run 2013 ein?
Meyer: Für mich körperlich in diesem Jahr durch das Tempo nicht so anstrengend, wie andere Rennen, sondern eher Erlebnis und Naturgenuss.
Eickmann: Ich kann ihn mit nichts vergleichen, was ich bisher gemacht habe. Ich kann nur sagen: ein einmaliges und hoch emotionales Erlebnis in einer anderen Welt.
Versuchen Sie, die Faszination dieses Rennens mit einem Satz zu beschreiben…
Meyer: Ein unbeschreiblicher Mix aus Wettkampf, unglaublichem Naturerlebnis und sehr netten Menschen in toller Atmosphäre.
Eickmann: Der Transalpine-Run bringt dich an deine Grenzen und wird dir zeigen, was du für ein Mensch bist.
Interview: Norbert Hensen