Leider hat das mit der spontanen Selbstheilung in der Nacht bei Frank nicht so geklappt – da er nur wenig Schlaf gefunden hat. Aber nach einem frühen Frühstück in unserer sehr netten, familiären kleinen Pension ging es los – zum erst bewölkten und dann doch regnerischen Start.
Und es folgte heute ein Wechselbad des Wetters – und der Gefühle! Und das auf „nur“ 25 Kilometern…
Die Schmerzen bei Frank waren „im Rahmen“ und wir sind bei unserem Plan geblieben, uns erst einmal nur auf den ersten Anstieg und das Zeitlimit für den VP1 zu konzentrieren: 3 Stunden für über 1000 Hm auf 5 km mit 22% Steigung im Mittel. Vor dem Start hat Frank noch seinen Fuß (fix) getapet – und auf ging es!
Leider im aufkommenden Regen, aber wir haben uns die Stimmung (und Form) nicht verderben lassen. Von Daniela aus Dortmund habe ich kurz die Stöcke zum Ausprobieren geliehen und im Anstieg kam dann auch die Sonne raus. Lag das etwa daran, dass ich versucht habe, den Mitläufern deutsches Volkslied-Gut beizubringen? Ich habe sogar Mitsänger gefunden – die mir im Gegenzug dann das Rennsteig-Lied vorgesungen haben. Auf jeden Fall war es sehr nett, kurzweilig und es gab kurzzeitig tolle Ausblicke auf Lech, bevor es wieder regnerisch (und anstrengend) wurde.
Zwischendurch habe ich mit den beiden netten Schluss-Läufern gequatscht und nachher (gegen die Kälte) auch mal einen kurzen Zwischensprint eingelegt.
So haben wir VP1 sehr gut erreicht – und uns erstmal wenig(er) Sorgen um die Zeitlimits gemacht.
Weiter im Regen gab es dann jedoch einen langen Stau im sehr rutschigen, felsigen Abstieg und manche Passagen kamen einige Leute nur „4 Körperteilen“ herunter. Oben in der Ebene konnten wir dann wieder etwas laufen – in unglaublicher Atmosphäre: Durch den Nebel/in den Wolken, teilweise im strömenden Regen, aber dann zogen auch wieder die Wolken auf und es gab wieder fasizinierende Ausblicke zu genießen.
Ich habe mich mit Wanderern unterhalten (mit denen ohne Regenschirm…), bei besonders netten Wanderern Foto-Sessions angefragt und wir haben locker trabend weiter unsere Kilometer gemacht.
Doch dann wurde es plötzlich doch knapp: Zum VP2 haben wir das Zeitlimit nach wirklich konzentrierten und toughen 30 Minuten Laufens nur sehr knapp erreicht.
Einerseits froh darüber, aber auch ein wenig geschockt, doch so weit hinten „am Limit“ zu laufen sind wir dann direkt weiter. Und dann wurde es richtig hart: Wieder ging es über 600 Höhenmeter nur bergauf, auf sehr schmalen Pfaden mit Felsen und Steinen im Boden. An ganz steilen Stellen ging es nur auf allen Vieren nach oben. Zwischendurch eine Seilpassage, wo man sich nur mit viel Kraft hochziehen konnte, weil die Felsen so steil und der Boden so rutschig waren.
Je mehr wir uns den 2600 Höhenmetern näherten, desto kälter und gerölliger wurde es zudem. Bei ca. 3 Grad lag dann auch noch etwas Schnee. Aber wir haben uns „langsam, aber zügig“, äääh, „langsam, aber stetig“ nach oben gearbeitet. Und wie heißt es so schön: Auf Regen folgt Sonne! Als wir über den Gipfel drüber waren und wir uns dem VP3 näherten, haben Sonne und Ausblick die letzten 1-2 Stunden (fast) vergessen lassen. Am VP3 waren wir sogar 15 Minuten vor dem Zeitlimit.
Kurz mit Tomatensuppe – bzw. bei mir natürlich Kuchen 🙂 – gestärkt und vor allem mit der Aussage motiviert „Die Zeitkalkulation bis zum Ziel ist zwar sehr knapp, aber ihr seid in jedem Fall noch drin, wenn ihr halbwegs zügig unten ankommt“ sind wir dann weiter. Die letzten 5 Kilometern mit 1000 Höhenmetern im Abstieg waren dann zwar laufbar, aber nochmal sehr schmerzhaft für die Beine und Füße/Gelenke.
Im Ziel gab es dann leider etwas Verwirrung und Enttäuschung, weil uns erst mitgeteilt wurde, dass wir aus der Finisher-Wertung draußen wären, weil wir das vorher gesetzte Zeitlimit nicht erreicht haben. Dieses war jedoch zwischenzeitlich wegen der „besonderen“ Witterungsbedinungen um 1:15 erweitert worden. Puh: WIR SIND NOCH DABEI!
Schnell noch das obligatorische Orthomol abgeholt, das Foto bei der genialen GORE-Postkarten-Aktion gemacht (wir können von jedem Zielort eine „personal postcard“ versenden – sponsored and powered by GORETEX) und dann ins Hotel. Dort (wieder) direkt mit der Foto-Sortierung und dem Text für den Tagesbericht hier begonnen – und dann kurz in der Sauna die Beine hoch- und im Eisbecken kalt-gelegt.
Die Pasta-Party war heute eine leckere Reis-Geschnetzeltes-Party und auch wenn die Massagen schon jetzt immer schmerzhafter werden, so tat auch das wieder gut.
Direkt danach habe ich noch das Briefing mitbekommen: Zum Glück soll es morgen größtenteils trocken sein. Aber „ganz oben“ werden wir auch um die 0 Grad haben.
Nur die Strecke wird der Hammer. Aus der offiziellen Beschreibung: „Die 3. Etappe des GORE-TEX® Transalpine-Run 2013 ist eine der härtesten Tagesetappen, die beim Transalpine-Run jemals gelaufen wurden. Knapp 3000 Höhenmeter Anstieg verteilt auf 38,4 Kilometer Horizontaldistanz werden den Läufern alles abverlangen. Zwei lange Anstiege mit über 1500 bzw. 1400 Höhenmetern über die Doppelseescharte (2786 m) in der Verwallgruppe bzw. das Viderjoch (2737 m) in der Silvrettagruppe, die jeweils von langen Downhills abgelöst werden, sprechen eine eindeutige Sprache. Auf dieser Etappe geht es bei den meisten Teilnehmern schlichtweg darum, ins Ziel zu kommen.“
Die Briefing-Worte waren auch sehr deutlich: „Jeder, der nicht sehr alpin erfahren und 100%ig trittsicher ist, hat bei dieser Etappe in den Bergen nichts zu suchen!“
Oha – wir fühlen uns aber ganz fit (und natürlich erfahren) und werden morgen unser Bestes geben! Keep on running…