Was als Mittel zum Zweck begann (wie so viele wollte ich einfach ein paar überflüssige Pfunde verlieren) wurde schnell zur Leidenschaft. Aus einem Anti-Läufer – ja, so könnte man es nennen – wurde ein Läufer aus Leidenschaft. Im Mai 2003 schnürte ich auf dem Nachhauseweg vom Büro tatsächlich das erste Mal meine viel zu alten und viel zu kleinen Sportschuhe. Jetzt blicke ich auf eine 9-jährige Lauferfahrung zurück. Schnell entschied ich mich, in den Langstreckenlauf einzusteigen. Meine ersten Marathon lief ich in 2004 (2. Karstadt Ruhr Marathon) in einer Zeit, auf die ich damals wirklich stolz war: 4 Stunden und 17 Minuten. Ich bildete mich auch in den theoretischen Grundlagen meines Sports weiter und genieße seit diesem Jahr auch eine Ausbildung beim Fußball und Leichtathletikverband Westfalen e.V. (FLVW). Bis heute unterhalte ich mich wann immer ich kann mit anderen Läufern, um sie nach ihren Trainingsmethoden zu befragen. Heute bin ich selbst ein öfter gefragter Ansprechpartner und Marathon-Mentor. Mit 29 gelaufenen Marathons (Bestzeit 2:57:06 in Wien, April 2012) habe ich mittlerweile auch einiges an Erfahrung. Dabei verliere ich nie die Lust am Laufen aus den Augen.
Nachdem ich im Marathonlauf nun für mich persönlich alles erreicht habe – ja, man könnte sogar sagen, mit meinen zuletzt gelaufenen Marathons habe ich mehr erreicht, als ich mir jemals hätte vorstellen können, wende ich mich vom Straßenlauf ab und gehe vermehrt dorthin, wo es am schönsten ist – in meinen Garten. Und der ist – überall! Neulich sagte ich noch zu meinem Laufpartner Jens: „Wir Läufer haben den größten Garten der Welt“. Und der ist vor der Haustür, in der Mittagspause, im Urlaub… wo ich gerade bin oder wo ich gerne einmal hin möchte. Diese Freiheit nehme ich mir gerne. In dem Moment, in dem man bereit ist, seine Umgebung als „Zuhause“ anzunehmen, ist man unglaublich reich! Und mit jedem Lauf bin ich dankbar dafür, dass ich Laufen kann und dies alles genießen kann.
Selbstverständlich werde ich auch weiterhin an den liebevoll organisierten Straßenläufen teilnehmen. Vielleicht laufe ich auch noch eine weitere Marathonbestzeit bei einem schnellen Stadtmarathon. Jetzt erstmal genieße ich aber die Lockerheit, die ich mir so sehr verdient habe.
Wer jetzt denkt „Wie, locker? Was meint der?“: Ich will keineswegs die Zügel schleifen lassen. Nur dürfen die Uhr und der Pulsmesser auch mal zuhause bleiben. Bei meinen Landschafts-Trainingsläufen von 40-50 Kilometern, oder den jetzt anstehenden „Salomon 4 Trails“, wo Jens und ich in 4 Tagen 160 Kilometer (10.000 Höhenmeter) von Garmisch nach Samnaum laufen, wird eher länger und „höher“ trainiert. Schöne lange Läufe mit Urlaubscharakter und in Begleitung von ein oder zwei netten Läufern, die mindestens genauso verrückt sind, wie ich :-).